Wiener Staatsoper, Vorbild in ihrem Umgang mit Tagen der Freudenfeste im besonderen und mit Geschichte im allgemeinen

Die Wiener Staatsoper kann tatsächlich ein Vorbild darin genannt werden, mit ihrem Umgang, mit ihrem Wissen darum, wie als besondere ausgewiesene Tage im Jahr festlich zu begehen sind, Geschichte kurz gehalten werden kann.

Vorbildhaft begeht die Wiener Staatsoper den 8. Mai,

den 8. Mai 2024. Ein derart traditionsreiches Haus wie die Wiener Staatsoper ist wohl auch dazu verpflichtet, besondere Tage wie eben den 8. Mai auf seine besondere Art im Bewußtsein seiner Aufführungsgeschichte zu begehen, in der beispielsweise der 8. Mai 1941 in den unmittelbaren Abschluß der Vorbereitungen für das „Unternehmen Barbarossa“ fiel, das etwas mehr als einen Monat später seiner „Bewährungsprobe“ in der Wirklichkeit ausgesetzt wurde, mit „Lohengrin“ an der „Heimatfront“ gen Osten …

„Lohengrin“ bewährt sich, wie die Geschichte der Wiener Staatsoper eindrucksvoll belegt, auch als Geburtstagsgeschenk, als, schließlich ist ein Geburtstag ein Tag der Freude, ein Fest der Freude und „Lohengrin“ selbst ist schon das ganze Fest,

die Freude des Geburtstagskinds wird an diesem Tag vielleicht ein wenig getrübt gewesen sein, vor fünfundachtzig Jahren, seine Freude keine totale gewesen sein, mußte doch der „Schützer“, wie ihn Katharina Wagner in ihrer Umbenennung fortan gesungen haben will, mußte der „Schützer“ doch auf die Übergabe seines Geschenkes bis zum 1. September 1939 warten, beinahe vier Monate auf ein Geschenk warten zu müssen, eine Tortur auch für das geduldigste Geburtstagskind, und dann mußte er für die Geschenksüberreichung auch noch um 4.45 Uhr schon aufstehen, für einen Langschläfer, wie der „Schützer“ einer gewesen sein soll, eine Pein …

Auch für das Jahr 2025 hat die Wiener Staatsoper im Bewußtsein ihrer Tradition und Geschichte besondere Tage der Lohengrinfeste reserviert, den 1. Mai, der unter „Schützer“ vor neunzig Jahren, 1934, zum gesetzlichen Feiertag der „nationalen Arbeit“ befreit von Gewerkschaften mutierte,

und den 27. April, der in Österreich der erste Festtag der Freude genannt werden kann, wurde doch vor achtzig Jahren, das 2025 zu feiern sein wird, die Unabhängigkeitserklärung Österreichs unterzeichnet.

Wie verpflichtet auch die Staatsoper der Leitkultur dieses Landes bei der Bestellung der Direktionsmannen … ach, es sind halt doch Schützer, oder mit einem weiteren Wort, Tröster in schweren Zeiten,

unterstützt von so begnadeten Sängerinnen, wie leicht werden doch schwere Zeiten beim selbstvergessenen Lauschen beispielsweise des Gesangs einer Eva in den Meistersingern von Nürnberg

oder einer Elsa im Lohengrin

Es kann nur ermahnt werden, die Wiener Staatsoper wirklich endlich als Vorbild zu nehmen, wie lange allein dieser Text über „Lohengrin“ das Fest in der staatsoperlichen eigen‘ Tradition doch wieder geworden ist, mit so vielen Absätzen, der Wiener Staatsoper hingegen reicht in etwa ein Fünftel eines Absatzes für die gesamte Zeit des „Schützers“

Wie einfach kurz Geschichte also abgehandelt werden kann, darin ist die Wiener Staatsoper eine wahre Meisterin mit ihrem Lehrstück auf ihrer Website, von dem heute, am 20. Mai 2024 gelernt werden darf:

Ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Hauses sind die Jahre von 1938 bis 1945, als im Nationalsozialismus viele Mitglieder des Hauses verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, zahlreiche Werke nicht mehr gespielt werden durften. Am 12. März 1945 wurde das Haus am Ring durch Bombentreffer weitgehend verwüstet, doch bereits am 1. Mai 1945 wurde die »Staatsoper in der Volksoper« mit einer Aufführung von Mozarts »Le nozze di Figaro« eröffnet, am 6. Oktober 1945 folgte die Wiedereröffnung des in aller Eile restaurierten Theaters an der Wien mit Beethovens »Fidelio«. Damit gab es für die nächsten zehn Jahre zwei Spielstätten, während das eigentliche Stammhaus mit großem Aufwand wiedererrichtet wurde. Schon am 24. Mai 1945 hatte der Staatssekretär für öffentliche Bauten, Ing. Julius Raab, den Wiederaufbau der Wiener Staatsoper verkündet. Nur die Hauptfassade, die Feststiege und das Schwindfoyer waren von den Bomben verschont geblieben – mit neuem Zuschauerraum und modernisierter Technik wurde die Wiener Staatsoper glanzvoll mit Beethovens »Fidelio« unter Karl Böhm am 5. November 1955 wiedereröffnet. Die Eröffnungsfeierlichkeiten wurden vom Österreichischen Fernsehen übertragen und in der ganzen Welt zugleich als Lebenszeichen der neuerstandenen 2. Republik verstanden.

Fest der Wiener Staatsopernfreude am 8. Mai: „Sieg! Heil! dir, Gottfried – Zum Führer sei er euch ernannt! Mit Gott für Deutschen Reiches Ehr!“

An diesem Sonntag, 19. Mai 2024, in der Wiener Staatsoper andächtig Beckmesser zu lauschen, was für ein Opernhochamt wird das wieder sein, von solch einer Erhabenheit wie am 8. Mai 2024 wieder, als die Wiener Staatsoper an diesem besonderen Tag das rechte Zeichen

Wie erfüllt noch von den wagnerischen Versen des 8. Mai in diesem wunderbarsten wienerischen Staatsopernmai 2024 in hellster Vorfreude,

die „Meistersinger von Nürnberg“ nicht nur am 19., sondern auch noch am 23. und am 26. und am 30. Mai 2024 andächtig lauschen zu dürfen, in größter Dankbarkeit gegen die Staatsoper, die wagnerische Verkündigung am 8. Mai so klar und deutlich verlautbart bekommen zu haben,

die sich einbrannte unauslöschlich, zum Aufsagen
mit feststolzer Stimme zu jedweder Nachtzeit,
wenn vom Schein der Fackeln in wehenden Fahnen
aus dem Schlaf gerissen, zur Proklamation
gerufen auf den Balkon

Zu End ist nun die Frist, der Zins versagt,
mit wildem Drohen rüstet sich der Feind.
Nun ist es Zeit, des Reiches Ehr zu wahren;
ob Ost, ob West, das gelte allen gleich!

Was deutsches Land heisst, stelle Kampfesscharen,
dann schmäht wohl niemand mehr das Deutsche Reich!

DIE SACHSEN UND THÜRINGER (an die Waffen schlagend)
Wohlauf! Mit Gott für Deutschen Reiches Ehr!

Hört auch, ihr Streiter vor Gericht! Gewahrt in Treue Kampfes Pflicht!

Du kündest nun dein wahr Gericht, mein Gott und Herr, drum zag ich nicht!
Ich geh in Treu vor dein Gericht! Herr Gott, nun verlass mein Ehre nicht!

Sieg! Sieg! Sieg! Heil! dir, Held!

O fänd ich Jubelweisen, deinem Ruhme gleich, dich würdig zu preisen, an höchstem Lobe reich! In dir muss ich vergehen, vor dir schwind ich dahin, soll ich mich selig sehen, nimm alles, was ich bin!

Ertöne, Siegesweise, dem Helden laut zum höchsten Preise!
Ruhm deiner Fahrt! Preis deinem Kommen!
Heil deiner Art, Schützer der Frommen!

Und weiter kündet euch der König an, dass er den fremden,
gottgesandten Mann, den Elsa zum Gemahle sich ersehnt,
mit Land und Krone von Brabant belehnt;
doch will der Held nicht Herzog sein genannt, 
ihr sollt ihn heissen: Schützer von Brabant!

Hoch der ersehnte Mann! Heil ihm, den Gott gesandt!
Treu sind wir untertan dem Schützer von Brabant!

Nun hört, dem Lande will er uns entführen!
Gen einen Feind, der uns noch nie bedroht?
Solch kühn Beginnen solle ihm nicht gebühren!
Wer wehret ihm, wenn er die Fahrt gebot?

Ich!
Ha! Wer bist du? ­ 

Friedrich! Seh‘ ich recht? Du wagst dich her, zur Beute jedem Knecht?

Gar bald will ich wohl weiter noch mich wagen, vor euren Augen soll es leuchtend tagen! Der euch so kühn die Heerfahrt angesagt, der sei von mir des Gottestrugs beklagt! War hör‘ ich? Rasender! Was hast du vor? Verlorner du, hört dich des Volkes Ohr!

Heil König Heinrich! König Heinrich Heil!
KÖNIG (unter der Eiche stehend)

Habt Dank, ihr Lieben von Brabant! Wie fühl ich stolz mein Herz entbrannt, find ich in jedem deutschen Land so kräftig reichen Heerverband!
Nun soll des Reiches Feind sich nahn, wir wollen tapfer ihn empfahn:
aus seinem öden Ost daher soll er sich nimmer wagen mehr!

Für deutsches Land das deutsche Schwert!
So sei des Reiches Kraft bewährt!

Für deutsches Land das deutsche Schwert!
So sei des Reiches Kraft bewährt!

Wo weilt nun der, den Gott gesandt zum Ruhm, zur Grösse von Brabant?

O bleib, und zieh uns nicht von dannen! Des Führers harren deine Mannen! O König, hör! Ich darf dich nicht geleiten! Des Grales Ritter, habt ihr ihn erkannt, wollt er in Ungehorsam mit euch streiten, ihm würde alle Manneskraft entwandt! Doch, grosser König, lass mich dir weissagen: dir Reinem ist ein grosser Sieg verliehn! Nach Deutschland sollen noch in fernsten Tagen des Ostens Horden siegreich nimmer ziehn!

Die weisse Grals-­Taube schwebt über dem Nachen herab.
Lohengrin erblickt sie; mit einem dankbaren Blicke springt er auf und löst dem Schwan die Kette, 
worauf dieser sogleich untertaucht. An seiner Stelle hebt Lohengrin einen schönen Knaben in glänzendem Silbergewande ­ Gottfried ­aus dem Flusse an das Ufer.

Seht da den Herzog von Brabant!
Zum Führer sei er euch ernannt!

Als vom „Zeichen des bösen Willens“ auf dem Judenplatz erzählt wurde, fand „Der Antisemitismus – Ein internationales Interview“, vor einhundertdreißig Jahren veröffentlicht, Erwähnung. Und darin schreibt Hermann Bahr, es wird auch „Lohengrin“ angesprochen, deshalb ist es passend mit dem Befund von Hermann Bahr, geschrieben vor einhundertundeinunddreißig Jahren, dieses Kapitel zu beenden.

Wer gehaßt wird, thut im Grunde dabei nichts. Der Jude ist ihnen nur eben bequem. Die Franzosen haben dafür der Reihe nach zuerst den Preußen und dann den Juden und neuestens den Bankier gebraucht und

Beinahe, dieser Einschub scheint angebracht, einhundertzwanzig Jahre später weiß Maria Fekter, sie war Ministerin, gar Kluges über Banken und Reiche und Vermögende als gerade eben aufzubauende enorme Feindbilder verbreiten zu lassen, die, so läßt es Maria Fekter wissen, schon einmal verbrämt gegen Juden

es hat sich ihnen nicht um den Preußen und nicht um den Juden und nicht um den Bankier gehandelt: es handelt sich immer nur um den Haß, um die starken Aufregungen, die er gewährt. Wenn es keine Juden gäbe, müßten die Antisemiten sie erfinden. Sie wären sonst um allen Genuß der kräftigen Erregungen gebracht. Das scheint mir die Psychologie des Antisemitismus bei der Masse. Bei den „Führern“ kommt wohl noch etwas dazu. Es giebt kein handlicheres Instrument des Demagogen. Ich plauderte einmal mit Maurice Barrès und er begeisterte sich für Rochefort. Ich mußte über den seltsamen Bund des Schwärmers für Wagner mit dem Hetzer gegen Lohengrin lachen. Aber er verteidigte den Freund: „Glauben Sie mir, er schätzt die Würde und den Wert von Wagner so gut wie Sie oder ich; aber er findet nicht leicht etwas, das ihm besser die Massen in die Hand geben würde – wer die Massen meistern will, darf keine Gelegenheit der Leidenschaft versäumen.“

Einzufügen an dieser Stelle ist doch auch, daß Maurice Barrès nationalistisch und antisemitisch, daß Henri Rochefort mit antisemitischen Unterstellungen in der Verleumdung von Alfred Dreyfus … Zu der Zeit gab es auch andere Schreibende in Frankreich, zum Beispiel jenen, der für Émile Zola die Geldstrafe zahlte, als dieser für „J’accuse…! verurteilt wurde, und der mit seinem Automobil auch durch Österreich kommt und zu erzählen weiß:

An dem Tag, als ich endlich über die triste Sankt Pöltner Landstraße und die trübseligen Öden des kreuzbuckeligen Waldviertels von meiner Reise zurückkehrte, da sah ich zwischen Stiftmelken, Heiligenkreuzerhof

Es mag Ihnen wie eine Abschweifung erscheinen, von des Schreibenden Reise auch durch Österreich etwas einzufügen, aber in diesem „Autoland“ begegnet Ihnen auf den tristen Landstraßen so manches, das bei genauer Betrachtung sich nicht als Abschweifung herausstellt, sondern als zugehörig

Hermann Bahr schreibt weiter:

Die antisemitischen Führer, denen es nicht bloß um das Geschäft zu thun ist, sind Prätendenten um die Gunst des Pöbels, die herrschen wollen. Sie möchten in ihrem kleinen Kreise so eine Art von Nietzsche’schen Übermenschen werden, die durch alle Mittel den Genuß der Macht erwerben. Es kitzelt sie, auf den Instinkten und Begierden der Massen wie auf beweglichen Tasten zu spielen, die ihrem leisesten Drucke gehorchen. Das meine ich über den Antisemitismus und meine deswegen, daß man mit Gründen gegen ihn nichts richten kann. Wer Antisemit ist, ist es aus der Begierde nach dem Taumel und dem Rausche einer Leidenschaft. Er nimmt die Argumente, die ihm gerade die nächsten sind. Wenn man sie ihm widerlegt, wird er sich andere suchen. Wenn er keine findet, wird es ihn auch nicht bekehren. Er mag den Rausch nicht entbehren. Heilen könnte ihn nur ein edlerer Taumel, wenn den Massen wieder ein Ideal, ein sittliches Pathos gegeben würde. Vielleicht ist so der Sozialismus der einzige Arzt des Antisemitismus. Ich will also keineswegs den Antisemitismus „widerlegen“, was tausendmal geschehen und immer vergeblich ist.

Qatar

Einmal sind es fünf Jugendliche, die in einem Supermarkt „Tod den Juden skandieren“, in der einen Umsonst, die sich auf eine bestimmte Quelle beruft,

In einem koscheren Supermarkt in Wien kam es zu unheimlichen Szenen nachdem fünf Jugendliche dort rein stürmten, berichtet der einstige Chef der jüdischen Hochschüler Bini Guttmann. Demnach seien mitten in Wien fünf Jugendliche heute in einen „koscheren Supermarkt“ gestürmt und hätten „Tod den Juden“ skandiert. Danach seien diese aus dem Supermarkt geflüchtet. „Angegriffen oder verletzt wurde niemand“, berichtet Guttmann. Mittlerweile seien die Jugendlichen „von der Polizei angehalten“ worden, so Guttmann auf X.
oe24, 16. Mai 2024

einmal sind es vier Jugendliche, in der zweiten Umsonst,

In der Heinestraße im 2. Wiener Bezirk befindet sich ein Supermarkt, der seine Produkte den strengen koscheren Richtlinien für Angehörige des jüdischen Glaubens anpasst. Das Geschäft steht für Vielfallt, steht auch Nichtjuden offen. Vier Jugendlichen schien dies aber gar nicht gepasst zu haben. Sie stürmten am Mittwoch gegen 13 Uhr das Geschäft, riefen lauthals „Tod den Juden“. Die Wiener Polizei bestätigte den Vorfall gegenüber „Heute“. Die vier Jugendlichen betraten demnach den Supermarkt – einer der Antisemiten, ein 14-jähriger syrischer Staatsangehöriger, soll sich unangemessen gegenüber Juden geäußert haben. Laut Augenzeugen soll er „Tod den Juden“ gerufen haben – ein Zeuge sprach mit „Heute“, zeigte sich schockiert über die unschönen Szenen. Der 14-jährige Syrer wurde wegen des Verdachts der Verhetzung angezeigt. Das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung wurde über den Vorfall in Kenntnis gesetzt. Der Supermarkt wollte sich gegenüber „Heute“ nicht zu dem antisemitischen Vorfall äußern.
Heute, 17. Mai 2024

der die „Wiener Polizei bestätigte den Vorfall“ und „laut Augenzeugen soll“ ein Jugendlicher „Tod den Juden gerufen haben und dieser eine 14-Jährige „wurde wegen des Verdachts der Verhetzung angezeigt“.

Was für ein medial dramaturgischer Aufbau: fünf Jugendliche „stürmen“ und „skandieren“ „Tod den Juden“, vier Jugendliche „stürmen“ und „rufen lauthaus“ „Tod den Juden“, und der Höhepunkt am Ende: ein Jugendlicher „soll sich unangemessen gegenüber Juden geäußert haben“ und „soll“ „Tod den Juden“ „gerufen haben“ …

Und auch, was für eine Genauigkeit.

Wenn das Foto in der einen Umsonst tatsächlich die Jugendlichen zeigt, von denen einer das gerufen haben soll, bringt dieses Foto es zum Eigentlichen, warum diese Berichte zu diesem Vorfall zu erwähnen sind; ein Jugendlicher trägt das Shirt „Qatar Airways – Paris Saint Germain“ …

Es muß zu dem, was von Qatar bereits erzählt wurde, nichts mehr hinzugefügt werden …

Fußballbegeistert scheint der Jugendliche zu sein, und wenn er dazu noch ein Scheich wäre, er bekäme höchsten Besuch, auch aus Österreich

Wenn er als Syrer einen anderen gesellschaftlichen Hintergrund hätte, dann wäre er auch ein einzubindender „Player“

Wäre der Jugendliche eben erst ein Präsident geworden, er bekäme die herzlichsten Glückwünsche zu seiner Bestellung, auch aus Österreich …

Oh, Qatar, Land des Fernsehsenders, das alles fällt zu einem Jugendlichen ein, der ein Shirt „Qatar Airways – Paris Saint Germain“ trägt, dem nicht unterstellt wird, Anregungen für seinen Ruf in der Wiener Staatsoper

Al-Jazeera ist 1996 in der katarischen Hauptstadt Doha lanciert worden, der Sender erreicht ein Millionenpublikum. Seine Berichte beeinflussen das Denken nicht nur in arabischen Staaten, sondern auch in Afrika oder im Westen, wo unter anderem auf Englisch gesendet wird.

Acht Jahre nachdem al-Jazeera in Doha auf Sendung gegangen war, tötete Israel den Hamas-Gründer Scheich Ahmad Yasin mit einem Raketenangriff in Gaza. Yasin gehörte der antisemitischen Muslimbruderschaft an, die einen islamischen Gottesstaat anstrebt. In der Gründungsakte der Hamas liess sich der Scheich von Verschwörungstheorien wie den «Protokollen der Weisen von Zion» leiten, die auch Adolf Hitler inspirierten. Er selber war in Morde an Israeli und Palästinensern verwickelt und rief zu Selbstmordattentaten auf.

In den Nachrufen auf Yasin, die al-Jazeera im März 2004 auf Englisch veröffentlicht, ist nichts vom rabiaten Antisemitismus des Scheichs zu lesen. Stattdessen wird «sein Leben» gewürdigt, mit Sätzen wie: «Er verteidigte nachdrücklich das Recht des palästinensischen Volkes auf Widerstand gegen die Besatzung.»

Der Al-Jazeera-Autor Faisal Bodi erinnert sich an «mein Treffen mit Scheich Yasin». Dieser möge für manche der Inbegriff des Bösen sein. «Aber der Mann, den ich traf, war die Verkörperung eines der ungleichsten Kämpfe unserer Zeit.» Ein Kämpfer wider die Unterdrückung also, der im Gespräch mit al-Jazeera betont habe, die militaristische Gesellschaft Israels sei schuld, wenn die Hamas die Grenze zwischen Zivilisten und Soldaten verwische. Denn damit sei das gesamte israelische Volk als militärischer Feind zu betrachten. Yasin, so schreibt Bodi, habe davon geträumt, dass alle muslimischen Gläubigen auf der Welt erweckt würden, um den Jihad gegen Israel zu führen. Bodis Kommentar: «Sein Tod hat ihn dieser Freude beraubt, aber sein Vermächtnis des unbeugsamen Widerstands wird in den kommenden Jahren Tausende inspirieren.» Er sollte recht behalten.

1996 erhielt Karadawi dort seine eigene Sendung: «Die Scharia und das Leben». Mit seinen Botschaften erreichte der «globale Mufti» Millionen Muslime auf der ganzen Welt. Als Unterstützer der Hamas befürwortete Karadawi den heiligen Krieg gegen Israel, und Juden hatten seiner Meinung nach keine Existenzberechtigung, genauso wenig wie Homosexuelle und Glaubensabfällige. Im Januar 2009 erklärte er auf al-Jazeera: «Während der Geschichte hat Allah das jüdische Volk wegen seiner Verkommenheit gestraft. Die letzte Strafe wurde von Hitler vollzogen. (. . .) So Gott will, wird sie das nächste Mal durch die Hand der Gläubigen erfolgen.»
NZZ, 6. November 2023

Oh, Land des Fußballs —


WM 2022: Israelische Reporter antisemitisch angefeindet und bedroht – das steckt dahinter

Denn: „Israelhass und Antisemitismus sind in Katar Staatsdoktrin.“ Das Emirat finanziere die antisemitische Terrororganisation Hamas, für die die Vernichtung des einzigen jüdischen Staates Existenzgrundlage sei. Kaminski führt aus: „Der staatliche TV-Sender Al Jazeera ist eine antisemitische Propagandamaschine. Da liegt es auf der Hand, dass jüdische Israelis dort nicht willkommen sind.“

„Viele der mit der Kamera dokumentierten Fälle der Existenzleugnung Israels, der verbalen Entmenschlichung von Israelis und anderer Boshaftigkeiten gegenüber den israelischen Journalisten gehen nicht von Kataris, sondern ausländischen Besuchern aus.“

„Vielleicht wähnen sie sich im israelfeindlichen, antisemitischen Katar so sicher, dass sie ihrem Hass freien Lauf lassen können. Wahrscheinlicher ist, dass sie sich als WM-Gäste genauso verhalten, wie sonst auch. Denn Hass auf Israel und auf Jüdinnen und Juden ist zwar nicht überall Staatsdoktrin, aber doch weltweit normal.“
Watson, 3. Dezember 2022

Stabsunteroffizier

Wenn man sich anschaut, ja, Menschen die Schweinefleisch in Österreich essen, neigen halt weniger dazu, sich in die Luft zu sprengen, als andere Menschen, ja, das muß man halt auch festhalten, ja, wenn ich mir eine Amokfahrt, ah, in Graz anschaue, ja, wenn ich mir, wenn ich mir, einen verheerenden Terroranschlag in Wien anschaue, ja, dann waren das halt nicht die Christlichen oder Katholiken, jo

Das sagte Stabsunteroffizier der Militärpolizei in Lend,

einem Bezirk von Graz, zur EU-Wahl

zu jungen Menschen, die in die Schule gehen, soweit der gesamte Mittschnitt des Auftritts des „Stabsunteroffiziers bei der Militärpolizei, BMLV seit 1999“, der auf der Website des österreichischen Parlaments als seinen Bildungsweg auch angibt: „Ausbildung (Abschluss: Unteroffizier) Heeresunteroffiziersakademie 2000-2001, Ausbildung (Abschluss: Stabsunteroffizier) Heeresunteroffiziersakademie 2008“ …

Unweigerlich kann wieder einmal festgestellt werden, was ist das Bundesheer Österreichs doch für eine recht besondere Bildungsanstalt mit ihrer Bildungsreliquie, aus der Männer so gebildet wie ein Bundesrat in ihre Berufe entlassen werden, auch in die Parteipolitik …

So eine recht besondere Bildungsanstalt ist das Bundesheer Österreichs, die für ihre recht besondere Lehre recht besondere Unterstützung findet

Wie würde wohl in Österreich die Parteipolitik sich gestalten, würde der eine und die andere nicht in dieser recht besonderen Bildungsanstalt erstes Wissen gelehrt bekommen,

zum Beispiel ein parteipolitischer Gebirgsjäger

Und sind sie aus dieser recht besonderen Bildungsanstalt in ihre Berufe, von denen der eine oder die andere auch in dieser Anstalt einen Arbeitsplatz findet, in die Parteipolitik entlassen, hören sie nicht auf, schlagen sie einen weiteren Bildungsweg ein, den ihnen recht besondere Medien selbstlos, wie es für eine Kameraderie geziemt, bieten, und das recht umfänglich, nichts wird ausgelassen, sie weiter zu bilden, nichts ist zu gering, sie zu lehren, ob Geschichte, ob Küche, ob die Verzehrlehre des Schweinefleisches …

So lernen sie, es gibt die Menschen, die Schweinefleisch essen, wie nun dieser Stabsunteroffizier, der meint, reif genug zu sein, um selbst ein Unterrichtender zu sein, lehrt, und es gibt die Menschen, die kein Schweinefleisch essen, wie ein Nachhilfelehrer auf der recht besonderen Bildungsplattform des dritten Bildungsweges lehrte, nämlich, daß Menschen, die kein Schweinefleisch essen, in Kriege hineinzerren

sekundiert dabei von einem recht besonderen Unterrichtenden, der zu lehren weiß, wer in 1933 Deutschland den Krieg erklärte, wer in 1939 Deutschland den Krieg erklärte …

Und eines weiß ein Stabsunteroffizier recht, mit der recht besonderen Bildung kann nicht früh genug begonnen werden, so ist es ihm gewiß recht eine Ehre, diese Bildung, die er selbst von frühester Jugend an erfahren, weiterzugeben, den Menschen auf ihrem ersten Bildungsweg, wie jetzt in Lend — wohl

auch in wehrhafter Bewahrung des Erbes eines Hans Kloepfer,

dem seine soldatische Referenz zu erweisen, auch ein Stabsunteroffizier sich nicht verwehren kann, diesem Arzt der Lyrik, der auch um die Erziehung schon wußte, was den Kindern zu lehren ist, daß auf musische Art ihre Herzen leichter zu erreichen sind, und wenn sie zur großen Armee abberufen,

es ihnen die Lyrik leichter macht, andere in die Luft zu sprengen, und auch sich in die Luft sprengen zu lassen,

um endlich Gott zu schauen in zauberhafter christlicher oder katholischer Montur —

„Zeichen des bösen Willens“

Boehm, der in seinen Büchern für einen gemeinsamen Staat von Juden und Palästinensern eintritt, vertrete weder Israelis noch Juden und würde „Antisemiten in aller Welt den Weg ebnen“, sagte Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Dass die Festwochen trotz aller Proteste an der Rede auf dem symbolträchtigen Judenplatz festhielten, sei ein „Zeichen des bösen Willens“. Er frage sich, warum die Stadt Wien, der Sponsor der Festwochen, dies zulasse.

Dass Boehm jüdisch sei, ändere nichts, sagte Deutsch und zog einen Vergleich mit dem einstigen Wiener Bürgermeister Karl Lueger, einem radikalen Antisemiten, der dennoch mit Juden befreundet war und dies mit dem kolportierten Satz rechtfertigte: „Wer a Jud ist, bestimme ich.“ Deutsch schloss seine Konferenzrede mit den Worten: „Wir können nicht akzeptieren, dass jene eingeladen werden, die Hass gegen Israel und Juden schüren.“

Wenn Sie das lesen, ob schnell oder ebenso langsam, gar ganz langsam, Wort für Wort sogar, Sie würden selbst auch nur zu einem Schluß kommen, zu demselben Schluß nämlich, der gezogen wurde, als das am 7. Mai 2024 zum Lesen vorgesetzt bekommen wurde, und käme es mit Ihnen zu einem Treffen, es müßten die Schlüsse einander nicht erzählt werden, zu offensichtlich ist der Schluß, der einzig daraus nur gezogen werden kann, ein Lächeln reichte, um einander zu versichern, zu demselben Schluß –

Und wenn Sie im Anschluß daran lesen, was Omri Boehm am 7. Mai 2024 auf dem Judenplatz sprach, und es käme mit Ihnen zu einem nochmaligen Treffen, es müßten die Schlüsse einander nicht erzählt werden, zu offensichtlich ist der Schluß, der einzig daraus gezogen werden kann –

Sie griffen vielleicht auch zu einem Vortrag von Theodor W. Adorno, den dieser 1962 hielt, weil es Ihnen ungehörig erschien, die Rede des Omri Boehm mit den Aussagen von Oskar Deutsch und Ariel Muzicant in einen qualitativen Vergleich zu bringen, Sie stattdessen lieber mit einem Zitat aus dem Nachwort von Jan Philipp Reemtsma zum Vortrag von Theodor W. Adorno „Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute“, der in diesem Jahr 2024 wieder aufgelegt wurde, zu beginnen:

Niemandem kann immer etwas Kluges einfallen. Sprachlosigkeit ist keine Tugend und ihre öffentliche Beschwörung nicht mehr als eine Sentimentalität. Aber wenn man etwas sagen muss, gibt es eine Pflicht, nachzudenken und sich nicht der Dummheit und der Phrase gedankenlos und gleichzeitig mit selbsterbaulichem Tremolo zu überlassen.

Unmittelbar davor schreibt Jan Philipp Reemtsma, und Sie lesen weiter:

In welcher Form und in welchen notwendigen Grenzen man auch immer das Auftreten staatlicher Autorität bei der Bekämpfung des Antisemitismus für richtig hält, am Anfang sollte stehen, dass staatliche Repräsentanten in den Kundgebungen ihres guten Willens sich nicht selbst lächerlich machen. Die Phrase, Antisemitismus habe in Deutschland „keinen Platz“, ist von abgründiger Dummheit. Auch wenn sie die Umformung eines Satzes mit „sollen“ oder „dürfen“ in eine verstärkende Aussage mit „sein“ oder „haben“ sein soll (Prototyp ist die Verwandlung von „soll nicht sein“ in „kann nicht sein“), dokumentiert diese Verstärkung bloß die Transformation empfundener Hilflosigkeit in kindischem Trotz. Eine Art Mit-dem-Füßchen-Aufstampfen. Denn es geht ja darum, dass manifeste antisemitische Agitation sich ihren Platz geschaffen hat. Gleichfalls ist der Satz „Nie wieder!“ dann eine Manifestation von Geistlosigkeit, wenn er in dem Augenblick gesagt wird, in dem es gerade wieder oder erneut geschieht.

Am 7. Mai 2024 auf dem Judenplatz hat Omri Böhm während seiner gesamten Rede die Statue von Lessing vor Augen.

Als Lessing in seinem Stück Die Juden dessen Hauptfigur und Sympathieträger am Ende als Juden offenbart, trägt ihm das die Kritik ein, ein Jude könne kein so symphatischer Mensch sein, müsse er doch wegen der Behandlung, die Juden christlicherseits erlitten, voller Ressentiment sein. Der deutsche Historiker Heinrich von Treitschke, der den Satz „Die Juden sind unser Unglück“ geprägt hat, warnte 1879 vor der jüdischen Einwanderung aus Polen mit dem Argument: „Wir Deutschen haben mit jenem polnischen Judenstamme zu thun, dem die Narben vielhundertjähriger christlicher Tyrannei sehr tief eingeprägt sind“ und der darum dem „germanischen Wesen“ fremd gegenüber stehe. Als Theodor Herzl die Unterstützung von Papst Pius X. für seine Idee eines Judenstaates in Palästina suchte, beschied ihm dieser, die Juden hätten Jesus nicht als Gottes Sohn anerkannt, er könne die Juden nicht als ein Volk anerkennen. Das alles heißt so viel wie: Die Juden werden uns Antisemiten wahrscheinlich hassen, weshalb wir etwas gegen sie unternehmen müssen.

Unter hinter Lessing, über der Statue das antisemitsche Relief, und Sie lesen aus dem Nachwort die Stelle vor:

Der Antisemitismus gewährt durch die Jahrhunderte eine klassische Lizenz zu Brutalität und Vulgarität. Das geht von Darstellungen wie auf dem Relief der Wittenberger Stadtkirche, wo Juden von einem Schwein gesäugt werden, dem ein Rabbiner in den After schaut, bis zu der Bereitschaft von Menschen, die sich durch wachsame Empfindlichkeit für Gender-Diskriminierung auszeichnen möchten, eine Organisation, die offen Vergewaltigungen und Schändungen nackter Frauenkörper als Teil ihrer Mordexzesse demonstriert, als Freiheitskämpfer legitimieren.

Sie winken ab, Sie wollen nicht abbrechen, sondern selbst weiter vorlesen, aus dem Nachwort von Jan Philipp Reemtsma.

Man darf also nicht versuchen, dem manipulativen Appell einen ebenso manipulativen Gegenappell entgegenzusetzen: „Keine mögliche Haltung gegen das antisemitische Potential, die nicht selber mit Aufklärung sich identifizieren müßte. Den Antisemitismus kann nicht bekämpfen, wer zu Aufklärung zweideutig sich verhält.“ Nicht immer, aber hier gewiss, gilt der Zusammenklang von Botschaft und Medium: Wer gegen Slogans auf Slogans setzt, bleibt in der Arena, die der, den man bekämpfen will, gewählt hat. Das ist einer der Gründe, warum manche Gegenprogramme so hilflos wirken. Wer die Parole „Juden raus!“ mit etwas wie „Rechtsradikalismus ist uncool“ begegnen will, hat schon verloren.

Und während Sie von der „antisemitischen Welle“, die vor fünfundsechzig Jahren begann, lesen, werden Sie vielleicht an die gegenwärtige Welle denken und Ihren Schluß daraus ziehen, der weder für die Vergangenheit noch für die Gegenwart ein positiver sein wird.

Der Antisemitismus im Nach-1945-Deutschland bekam Ende des Jahres 1959 eine alarmierende Gegenwärtigkeit. In Köln wurden am 24. 12. eine Synagoge und ein Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus mit antisemitischen Parolen beschmiert. Danach „verging über Wochen hinweg kein Tag, an dem nicht zwischen Flensburg und Oberstdorf Hakenkreuzschmiereien entdeckt und Parolen wie „Deutschland erwache!“, „Es lebe Hitler-Deutschland“ und „Das Hitler-Reich kommt bald wieder, Nieder mit den Juden!, Juden raus!“ und „Ab in die Gaskammern!“ zu lesen gewesen wären“. Die Reaktion des damaligen Innenministers Gerhard Schröder (CDU) entsprach etwa der Idee, die der Pädagogen-Konferenz von 1962 zu Grunde lag: „Wir haben [uns] zu fragen, was wir alle noch mehr als bisher tun können, um einige dunkle Vorurteile auszurotten, die immer noch in einigen alten Köpfen spuken und von dort her in einige jüngere Köpfe gepflanzt werden. Das ist es, was uns noch gründlich beschäftigen wird.“ In einer späteren Stellungnahme spricht Bundeskanzler Konrad Adenauer allerdings abwiegelnd von „Flegeleien ohne politische Grundlage“.

„Flegeleien ohne politische Grundlage“, das wird ihm sein Staatssekretär des Vertrauens möglicherweise eingesagt haben, vielleicht sogar aufgeschrieben haben, wie so vieles, daß er schreib, das ihn Österreich lieb und teuer machte mit einer Auszeichnung von höchster …

Abwiegeln, werden Sie vielleicht denken, das ist es, was nun in Jahrzehnten die gründliche Beschäftigung zwischen den Wellen und in jedweder Welle der Aufruf, noch mehr als bisher … In der Welle vor fünfundsechzig Jahren also die Parole von dem Österreicher Reich und in der nunmehrigen Welle hinzu die Parole vom Reich des Nachfolgers

Das führt zu der Frage, wie antisemitische Einstellungen mit anderen verbunden und überhaupt charakteristisch für eine bestimmte Mentalität sind. Adorno greift dabei einmal auf die Studien zum autoritären Charakter zurück, die das Institut für Sozialforschung im US-amerikanischen Exil begonnen und nach seiner Rückkehr in der Bundesrepublik Deutschland fortgefürht hatte. Aus dieser Studie stammt die Analyse von antisemitischen und anderen Haltungen als Teil eines „Tickets“ oder, wie Adorno auch sagt, „Planke in einer Bühne“. Ressentiments sind selten isoliert von anderen Ressentiments. Wer die eine Minderheit abwertet, wird auch eine andere nicht gelten lassen, wer Frauen für minderwertig hält, wird Homosexuelle verabscheuen, der Ku-Klux-Klan verfolgt Afroamerikaner und Juden. Eine frappierende Bestätigung dieser Beschreibung aus den 1940er Jahren lieferte der US-amerikanische Soziologe Mark Juergensmeyer in seinen Studien zum internationalen Terrorismus [„Terror in the Mind of god, Oakland 2017.]: Wo immer sich radikale, gewaltbereite Gruppen fanden – in den USA, in Europa, in arabischen Ländern, in Israel, in Japan –, hassten sie dieselben Gruppen: Homosexuelle, Frauen, Schwarze, Juden, Amerikaner [„Die israelischen Terrorbereiten hassten Tel Aviv, die US-amerikanischen Washington“].“

Sie bemerken vielleicht, es will doch auch gehört werden, was Theodor W. Adorno selbst vortrug, und Sie lesen vor:

Sie dürfen nicht annehmen, der Antisemitismus sei ein isoliertes und spezifisches Phänomen. Sondern er ist, wie Horkheimer und ich das seinerzeit in der „Dialektik der Aufklärung“ ausgedrückt haben, der Teil eines „Tickets“, eine Planke in einer Plattform. Überall dort, wo man eine bestimmte Art des militanten und exzessiven Nationalismus predigt, wird der Antisemitismus gleichsam automatisch mitgeliefert. Er hat sich in solchen Bewegungen bewährt als Mittel, das die sonst divergierenden Kräfte eines jeden Rechtsradikalismus auf die gemeinsame Formel zu bringen geeignet ist. Dazu kommt, daß das Potential durchaus überlebt hat. Sie brauchen sich dazu nur die rechtsradikale Presse in Deutschland anzusehen, von der es eine erkleckliche Anzahl von Repräsentanten gibt[.]

Gespielt wird, wohl auch in Flüsterpropaganda, auf dem alten Instrument: „Wir werden verraten, wir werden im Stich gelassen.“ Der Ruf „Verrat, Verrat“ ist dieseits wie jenseits des Rheins demagogischen außerordentlich bewährt.

Im übrigen sind, und keineswegs primär in Deutschland, die Hetzbilder gegen den Intellektuellen, mit denen viele Massenmedien operieren, oft nur leise verschleierte Stereotype des Antisemitismus. Man sollte bei der Filmindustrie vorstellig werden, daß sie derlei anti-intellektuelle Stereotype wegen jener Implikationen vermeidet. Allerdings sind sie keineswegs bloß auf die Kulturindustrie beschränkt, sondern geistern auch in der sogenannten hohen Kultur. Ich habe seinerzeit entwickelt, daß in einem der berühmtesten Werke des deutschen Operntheaters, den Meistersingern, die kraß negative Figur Beckmesser, obwohl er als Zunftangehöriger natürlich kein Jude sein kann, doch so charakterisiert ist, daß alle erdenklichen antisemitischen Stereotype wiederkehren. Zumal einer bestimmten traditionellen, etablierten deutschen Kultur gegenüber wäre es notwendig, das auszusprechen und zu entgiften. Welches Unheil etwa heute noch durch die Lektüre von Büchern wie „Soll und Haben“ von Gustav Freytag angerichtet wird, wage ich kaum auszudenken. Der Respekt vor dem sogenannten kulturellen Erbe sollte nicht verwehren, es von nahe zu besehen. Der Antisemitismus ist nicht erst von Hitler von außen in die deutsche Kultur injiziert worden, sondern diese Kultur war bis dorthinein, wo sie am allerkultiviertesten sich vorkam, eben dohc mit antisemitischen Vorurteilen durchsetzt.

Ein rationales Verhältnis zu den weltpolitischen Fragen anstelle eines ideologischen und von Rancune erfüllten Nationalismus ist wohl die wesentliche Voraussetzung fürs Bessere. Damit eng zusammen hängt in der gegenwärtigen Periode das Wiedererwachen des Anti-Intellektualismus. Man kann ihm heute auf Schritt und Tritt begegnen, keineswegs nur bei Rechtsradikalen, sondern bis tief in die Manifestationen eines sogenannten maßvollen Konservatismus hinein.

Man sollte nicht vor anti-intellektuellen Argumenten zurückweichen, ihnen irgend etwas vorgeben, sondern in ihrem Angesicht zu militanter Aufklärung sich stellen, das heißt, sagen, daß in einer Gesamtverfassung der Menschheit und auch der deutschen Nation, in der das Bewußtsein der Menschen nicht länger mehr gefessselt und durch alle möglichen Beeinflußungsmechanismen verstümmelt wird, intellektuell zu sein nicht länger ein beneidetes und darum diffamiertes Privileg wäre, sondern daß im Grunde alle Menschen das sein können und eigentlich das sein sollten, was man im allgemeinen den Intellektuellen vorbehält.“

„Auch der sogenannten positiven Stereotypenbildung wäre entgegenzuwirken, hinter der die negativen Stereotype dicht lauert. Sagt einer: „Die Juden sind alle so gescheit“, dann ist er, auch wenn er es lobend sagt, schon nahe bei „nun ja, und deshalb wollen sie uns betrügen“. Auch die Formen „Die Juden sind ein so merkwürdiges, besonderes, tiefes Volk“ ist nicht über den Weg zu trauen. Mein Freund Nevitt Sanford hat auf das antisemitische Stereotyp „Some of my best friends are Jews“ lustig geantwortet: „Some of my worst enemies are Jews“. Durch Emanhzipation von der Stereotypenbildung für die Gruppe als Ganzes wird wahrscheinlich dem Vorurteil wirksamer entgegengearbeitet, als wenn man ein negatives Vorurteil mechanisch durch ein positives ersetzt. Gerade die Kollektivurteile als solche, wie sie in Deutschland verhängnisvoll, und zwar gegen alle möglichen Gruppen verbreitet sind, sind abzubauen; keinesfalls ist ein falsches Kollektivurteil durch ein ebenso falsches anderes zu berichtigen.

Sie stehen vor dem Haus mit dem Relief mit dessen Adresse „Jordangasse 2“, Sie stehen also auf dem Judenplatz und schauen auf das Haus mit dem Relief und lesen aus „Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute“ vor, eine Stelle noch, im Nachklang zur Rede von Omri Boehm auf dem Judenplatz und den Aussagen von …

In Österreich war das ganz besonders markant: wer dort weder christlich-sozial noch Sozialdemokrat war, tendierte fast automatisch zum Deutschvölkischen und damit zum Antisemitismus. Von dieser Mentalität würde ich annehmen, daß sie auch heute weiterexistiert.

Theodor W. Adorno starb vor fünfundfünzig Jahren und vor dem vulgären Relief auf dem Judenplatz fragen Sie, ob er Thomas Bernhard zugestimmt hätte, wäre er in der Uraufführung vor sechsunddreißig Jahren gewesen, genauer, ob er Professor Schuster in seinem Urteil zugestimmt hätte: „In Österreich mußt du entweder katholisch oder nationalsozialistisch sein, alles andere wird nicht geduldet, alles andere wird vernichtet.“ Katholisch und nationalsozialistisch schließen menschgemäß antisemitisch ein.

Ob Theodor W. Adorno zu wenig über das Spezifische christlich-sozialer österreichischer Prägung wußte, oder, gegenüber christlich-sozialer österreichischer Provinienz Milde walten lassen wollte?

Vor siebenundfünfzig Jahren, fällt Ihnen an dieser Stelle ein, hat Theodor W. Adorno einen Vortrag gehalten, über „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“, in Österreich; wo sonst, sagen Sie, in Wien konnte nur und mußte Adorno diesen Vortrag halten, als in Österreich,

in diesem Land, in dem Jahrzehnte nach diesem Vortrag die medialen Staffeln der Parlamentspartei Männern gedenken, denen auf diese Art zu gedenken nur Patriotinnen von diesem identitären Schlag …

Jedenfalls, Adorno ist zuzustimmen, Antisemitinnen haben viele Ressentiments, wie nicht zuletzt ein christlichsozialer Schreiber beispielhaft …

Und der christlichsoziale Schreiber aus Österreich bringt Sie zum Nachwort zurück, zu der Stelle, an der Jan Philipp Reemtsma Hermann Bahr und Jean Paul Sartre zitiert:

Vielleicht ist dies der Ort, ein weiteres Zitat aus Sartres Überlegungen zur Judenfrage anzuführen (ebd., S 16): „Glauben sie nicht, die Antisemiten würden sich […] etwas vormachen. Sie wissen, daß ihre Reden oberflächlich und fragwürdig sind; doch darüber lachen sie, ihrem Gegner obliegt die Pflicht, die Wörter in ernster Weise zu verwenden, da er an die Macht des Wortes glaubt; sie haben das Recht zu spielen. Sie spielen sogar gern mit dem Diskurs, denn indem sie lächerliche Gründe nennen, diskreditieren sie den Ernst ihres Gesprächspartners; sie sind genußvoll unaufrichtig, denn ihnen geht es nicht darum, durch gute Argumente zu überzeugen, sondern einzuschüchtern oder irrezuleiten.

„Der Antisemitismus will nur sich selber.“ So der Schriftsteller Hermann Bahr 1894 in einem Interview. Und er fährt fort, als hätte Sartre ihn zitiert: „Wenn es keine Juden gäbe, müßten die Antisemiten sie erfinden.“

Sie wiederholen prüfend den darauf spontan gesagten Satz, ohne Zustimmung, ohne Ablehnung: Es müßten, als wenn es noch nicht genügend Antisemitinnen gebe, noch weitere Antisemiten erfunden werden.

Die Interviews die Hermann Bahr führte, vor einhundertdreißig Jahren unter dem Titel „Der Antisemitismus – Ein internationales Interview“ erschienen, wollen Sie nach dem Besuch der Wiener Staatsoper lesen, in der am 19. Mai 2024 wieder der Beckmesser singen wird, und Sie wollen in die Meistersinger, um selbst zu erleben, wenn jüdische Zuschauerinnen, ob jüdische Zuschauer wieder protestierten, wie vor einhundertvierundfünfzig Jahren in der Wiener Staatsoper gegen das sie Karikierende protestierten. Was nicht zu erfahren sein wird, wenn sie in der Wiener Staatsoper protestieren, wie viele Nationale danach in der Nachfolge der Witwe des Komponisten in ihr Tagebuch schreiben würden: „Vollständiger Sieg des Deutschen.“

Butter aus Erwerbsarbeit

Abgesehen davon haben die Menschen verlernt, billig und gesund zu kochen, statt sich nur mit Fertigpizza und Energy Drinks bzw. mithilfe von Lieferando zu versorgen. „Keine Zeit“ ist da oft eine Ausrede. Wer stundenlang streamt oder im Internet surft, kann daheim Nudeln oder Kartoffeln mit Butter fabrizieren. Einige Supermärkte vergeben zu Billigstpreisen Obst und Gemüse, das nicht mehr hübsch genug ist. Klingt zynisch? Keineswegs. Jeden Tag Fleisch/Wurst zu essen, macht Gesundheitsprobleme. Ein Drittel aller Volksschulkinder ist bereits übergewichtig. „Essensarmut“ ist daher mehr politischer Kampfbegriff, denn Realität. Auch für das Wohnen ist in anderen Ländern ein viel höherer Einkommensanteil aufzubringen. 60 Prozent der Wiener wohnen im geförderten Wohnbau, und bei Bedarf wird Wohnbeihilfe ausbezahlt. Ja, es gibt Armut in Österreich. Das beste Rezept dagegen ist Erwerbsarbeit.

Martina Salomon schreibt dies in ihrem „Leitartikel“ am 11. Mai 2024. Erst durch sie wird jetzt verstanden,

was der christlichsoziale „Streicher aus Österreich“ tatsächlich meinte,

als er sagte, die Arbeitenden sollen sich an Kraut und Kartoffeln gütlich tun, wenn das Geld für Fleisch nicht reiche, es ging ihm um das gesundheitliche Wohlergehen, und auch die ökologischen Notwendigkeiten wird er dabei schon mitgedacht haben.

Seine Rezepte als Leitrezepte für die Gegenwart, salomonisch verfeinert, Kraut, Kartoffeln — und Butter aus Erwerbsarbeit

Lebenskundliche Beratung von Martina Salomon hätte auch der zurzeitige Bundeskanzler mehr denn je schon benötigt, er hat zwar bereits das Einsehen, das Essen sei nicht gesund, aber mit salomonischer Lebenskundberatung hätte er nicht für dieses geworben, sondern für das, was gesund und biligst nicht mehr hübsch genug

Und es wird ihm, dem Zurzeitigen, nun vielleicht als Fehler dünken, eine Ministerin ziehen gelassen zu haben, die gar so gesundheitsförderliche Rezepte in ihrer aktiven Zeit schon empfahl … Mit Martina Salomon hätte er aber eine Kandidatin für eine Umbildung, die beide Ressorts der zwei ehemaligen —

Seine Rezepte als Leitrezepte für die Gegenwart, salomonisch verfeinert, Kraut, Kartoffeln, Obst, Gemüse und Erwerbsarbeit, und wenn die Erwerbsarbeit die Butter nicht löhnt, sind Gerichte mit Kartoffeln, Obst und Gemüse hübsch genug …

Dank Martina Salomon kann einer ehemaligen Ministerin nun auch Abbitte geleistet werden, diese hat nicht einfach ins Blaue hineingesprochen, als sie sagte, einhundertfünfzig Euro im Monat seien genug, sie hatte Grundlagen, Berechnungen dafür …

und damit 150 Euro im Monat tatsächlich genug sind, müssen jetzt nur noch, dafür auch noch war ihr die Zeit als Ministerin zu kurz, die Löhne für Erwerbsarbeit auf diese Höhe angepaßt werden, dann sind die Mieten kein Problem mehr, das gesundheitsgefährdende Übergewicht Vergangenheit und darüber hinaus als nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt ein nicht geringer ökologischer Beitrag der Arbeitenden …

Reliquie

Schnedlitz habe also Surowiec in der theresianischen militärakademie kennengelernt, in dem Locus der Gebeinsanbetung im neustädter geist, ein Anlaß, noch einen Blick in die Vergagenheit zu werfen, nicht wegen der Familie Habsburg, der kein Interesse gilt, sondern des Umstandes wegen, daß die katholische militärseelsorge, „das römisch-katholische Militärordinariat der Republik Österreich“, die „Militärdiözese“ nach wie vor derart Verklärendes über die Familie Habsburg, insbesondere über Karl Habsburg, verbreitet, wie am 12. Mai 2024 auf deren Website zu lesen ist. Es ist der Bericht über die Übergabe eines Karls Gebeins, in den Worten der katholischen Militärseelsorge:

Beim Festgottesdienst am 28. Juni 2012 anlässlich des Weltfriedenstages der Garnison Wiener Neustadt wurde eine Reliquie des Seligen Karl von Österreich feierlich von Erzherzog Karl von Österreich, dem Enkel des Seligen, übergeben. Brigadier i. R. Norbert Fürstenhofer, geschäftsführender Präsident der Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Weltfrieden, schilderte vor dem Festgottesdienst die hervorragende Persönlichkeit des Seligen, der Offizier war, bevor er Staatsmann wurde.

Das Gebein liegt, ist am 12. Mai 2024 auf der Website der theresianischen militärakademie zu lesen, irgendwo unter dem Altar:

Da früher Altäre über den Gräbern der Heiligen errichtet wurden, um die Lebenden an das Zeugnis der Vorausgegangenen zu erinnern, werden bis heute unter neuen Altären Überreste (=Reliquien) von Heiligen beigesetzt. In der St.Georgs-Kathedrale wurden durch Militärbischof Werner Freistetter Reliquien des Hl. Georg (Patron der Kirche), des Hl. Lepold (Patron von Niederösterreich), des sel. Karl von Österreich (Verwandter sowohl Kaiser Maximilians I. als auch der Stifterin Maria Theresias) und des sel. Jakob Kern (der im Ersten Weltkrieg als Militärseelsorger diente und von der Aktionsgemeinschaft katholischer Soldaten besonders verehrt wird) beigesetzt. Dazu wurde unter dem Altar ein Reliquiengrab geschaffen.

Das wäre nicht weiter erwähnenswert, das allein ist, wie es in Österreich heißt, nicht einmal zu ignorieren, schriebe die militärische seelsorge nicht auch dies, zu lesen am 12. Mai 2024:

Karl I (* 17. August 1887 auf Schloss Persenbeug in Niederösterreich; † 1. April 1922 in Funchal auf Madeira) war von 1916 bis 1918 der letzte Kaiser von Österreich. 2004 wurde er durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Karl hat den Krieg abgelehnt, weil er die Konsequenzen gesehen hat: „Wieso jubeln die Menschen? Wissen sie nicht, dass Soldaten im Krieg sterben?“ sagte er damals. Er initiiert die Friedensinitiative im ersten Weltkrieg, er hat nur zwei Jahre Zeit für seine Bemühungen gehabt.

Aus seinem Glauben heraus, als Soldat, als Familienvater und als Staatsmann hat er einen Tod in Armut als einen Verrat zu seinen Grundsätzen vorgezogen. Er ist ein Vorbild für die Offiziere, er war wahrhaftig treu bis in den Tod.

Er, Karl Habsburg, hat länger als zwei Jahre Bemühungen unternommen — Kaiser zu bleiben. Oh, was für ein Wissender Karl Habsburg doch war, er, und kein Gottgeschickter mehr in dieser Zeit wußte, daß „Soldaten im Krieg sterben“, nur „Soldaten“, sonst starben in diesem seinem Familienkrieg keine Menschen, und in Putschversuchen sterben, daß wußte Karl Habsburg, keine Menschen, nur Treue bis in den Tod, und so konnte er, Karl Habsburg, mit seligem Gewissen zwei Putschversuche unternehmen. Fünf Jahre hatte er Zeit für seine Bemühungen gehabt — Kaiser zu bleiben. Dann war Schluß. Gewiß gegen seinen Willen, des Entscheidungsschwachen, einmal mehr nicht seine Entscheidung …

Der Exkaiser sah sich jedoch weiterhin als rechtmäßiger Monarch, worin er nicht zuletzt vom Vatikan unterstützt wurde. Übereilt startete Karl einen weiteren Versuch, an die Macht zurückzukehren, da Horthy Karls Parteigänger in Ungarn sukzessive ausschalten ließ. Der zweite Putschversuch war deutlich besser organisiert: Mit einem Flugzeug sollte Karl – diesmal begleitet von seiner Gattin Zita – nach Ungarn gebracht werden, wo er sich in Sopron mit königstreuen Einheiten vereinigen und mit deren Unterstützung per Zug nach Budapest gelangen würde.
Am 20. Oktober 1921 wagten Karl und Zita den Flug von Zürich nach Ungarn. Dort angekommen war jedoch keine Spur von königstreuen Truppen, denn das chiffrierte Telegramm mit dem Befehl der Mobilisierung war angeblich nie eingetroffen …
Die Fahrt nach Budapest verzögerte sich daher um 24 Stunden. Dadurch war das Überraschungsmoment dahin, auch konnte die Aktion nicht mehr geheim gehalten werden. In Sopron kam es zu Loyalitätskundgebungen gegenüber Karl. Am Abend des 21. Oktober begann die Fahrt nach Budapest: Das Königspaar wurde dabei von einer von Karl eilig eingeschworenen Gegenregierung und 2.000 Soldaten begleitet. Die Fahrt entwickelte sich zunächst zu einer Art Triumphzug: Ganze Armeeeinheiten leisteten den Treueeid auf Karl. Horthy begann alarmiert von den Nachrichten mit Gegenmaßnahmen. Am 23. Oktober hielt der Zug vor Budapest. Im Vorort Kelenföld hatten sich Armeeeinheiten formiert. Was dann passierte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt, da die Schilderungen von Zeugen sehr widersprüchlich sind. Horthy ließ, da er sich der Loyalität regulärer Truppen nicht sicher war, eine paramilitärische Einheit von 300 Studenten aufstellen, denen mitgeteilt wurde, dass tschechoslowakische Truppen im Anmarsch auf Budapest seien. Es kam zu einem kurzen Gefecht, bei dem 19 Menschen starben. Sich widersprechende Befehle führten zum Chaos. Karl kapitulierte schließlich[.]

Einen solchen Soldaten ihm treu bis in den Tod konnte der Vatikan in seinen Bemühungen nur unterstützen,

Aus seinem Glauben heraus, als Soldat, als Familienvater und als Staatsmann hat er einen Tod in Armut als einen Verrat zu seinen Grundsätzen vorgezogen. Er ist ein Vorbild für die Offiziere, er war wahrhaftig treu bis in den Tod.

und so starb der Soldat Habsburg nach seinen Abenteuern wie es sich für eine treue Soldatin geziemt — selig im Bett, fern von Krieg und Putsch auf einer Insel. Ein Leben in Armut vorzuziehen, als seine Grundsätze zu verraten, das bewies Karl Habsburg schon sechs Jahre vor seinem Tod in Armut, als in Ungarn in „imperialer Prachtentfaltung inmitten des Krieges“ er in seiner Armut gekrönt ward.

Auch Frau Habsburg wußte den Wert der „Soldaten“ für sich zu veranschlagen, und er, ihr Ehemann, als „Familienvater“ wußte seine Kinder zu schützen, so wurde sein Sohn nicht als „Soldat“ dargestellt, sondern als „Offizier“, die hochbetragt reichlich versorgt mit Essen im eigenen warmen Bett

„Die Reliquie des Seligen Kaisers Karl I. erinnert uns“, so der Rektor der Georgskathedrale, MilDek Mag. Siegfried Lochner, „dass der Mensch ein Ziel hat, dieses ist Gott, die Heiligen sind uns vorausgegangen.“
Exzellenz Mag. Christian Werner, Militärbischof für Österreich, ermahnte in seiner Homilie, die Menschen zu motivieren und der Gewalt entgegenzuwirken. „Auch Soldaten sehen sich dem umfassenden Frieden verpflichtet. Jesus ist der einzige Friedensfürst. So können wir mit größerer Hoffnung in die Zukunft blicken“ Mit „ Christus ist unser Friede, diesen Frieden wünsche ich uns allen!“ beendete der Militärordinarius seine Ansprache.
Im Anschluss wurde vom Chef des Hauses Österreich, Karl Habsburg-Lothringen, eine Reliquie seines Großvaters dem Militärbischof für Österreich übergeben, die dann zur Gebetsnische mit dem Porträt des Seligen gebracht wurde.
Der feierliche Gottesdienst in der vollen Kathedrale wurde von ARS Musica, von einem Ensemble der Militärmusik Burgenland und von Prof. i.R. Mag. Helmut Ebner an der Orgel musikalisch umrahmt. Eine Messe von Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901), einem Komponisten aus dem österreichischen Schlesien wurde zur Aufführung gebracht.
Am Ende der Feierlichkeit bedankte sich Karl Habsburg-Lothringen herzlich, dass gerade in der Theresianischen Militärakademie, in der Kathedrale eine Reliquie des Seligen Karl I. verehrt werden kann. Als Hauptmann der Miliz im Österreichischen Bundesheer wies er noch auf die zeitgemäße Sinnhaftigkeit des Seligen, Vorbild zu sein, hin.: Als Politiker, der den Frieden wollte, als Familienmensch und als Offizier, der in allen Elementen die christlichen Wertvorstellungen eingebracht hat.

Karl Habsburg-Lothringen schenkte noch eine Medaille an SE. Mag. Werner, an den Rektor Mag. Lochner und an den Stv. Kommandant, Bgdr Mag. Gerhard Herke. Mit einem feierlichen „Te Deum“ endete das Hochamt zum Weltfriedenstag.

Wenn solches am 12. Mai 2024 also noch auf der Website der militärischen seelsorge

Das römisch-katholische Militärordinariat der Republik Österreich (Militärdiözese) betreut rund 100.000 Katholikinnen und Katholiken in und im Umfeld des Österreichischen Bundesheers. Die Militärseelsorge ist unter den kategorialen Seelsorgesparten die älteste der Welt. Ihre Geschichte geht in Österreich bis ins 16. Jahrhundert zurück.

Neu geregelt wurde die Katholische Militärseelsorge durch die Apostolische Konstitution Spitrituali militum curae vom 21. April 1986. Daraus erfolgte die rechtliche Angleichung der Militärseelsorge an die Diözesen unter Beachtung des Konkordates zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich. Der Militärbischof ist einem Diözesanbischof gleichgestellt und gehört der Österreichischen Bischofskonferenz an.

Als unmittelbare Instrumente für seine Leistungsaufgabe stehen ihm das Militärgeneralvikariat und das Sekretariat des Militärbischofs zur Verfügung. Die Bischofskirche ist die St.-Georgs-Kathedrale in der Wiener Neustädter Burg (Theresianische Militärakademie).

zu lesen ist, dann ist ein Blick auf die Gegenwart der Vergangenheit unumgänglich …

First

Nicht immer, aber hier gewiss, gilt der Zusammenhang von Botschaft und Medium: Wer gegen Slogans auf Slogans setzt, bleibt in der Arena, die der, den man bekämpfen will, gewählt hat. Das ist einer der Gründe, warum manche Gegenprogramme so hilflos wirken.

Jan Philipp Reemtsma hatte bei dem nicht den Slogan vor Augen, mit dem nun Andreas Schieder im sogenannten Wahlkampf unterwegs ist, aber es scheint doch auch auf diesen Slogan „Europe first statt Made in China!“ zutreffend zu sein, wenngleich Jan Philipp Reemtsma dies in seinem Nachwort in einem Buch, das in diesem Jahr 2024 erschien, zu einem anderen Thema schrieb, von dem noch zu erzählen sein wird.

Es stößt Andreas Schieder nicht auf, daß eine Umsonst bereits am 5. Mai zu diesem seinem Slogan schrieb, er mache „einen auf Trump“, denn er verwendet diesen weiter, wiederholt diesen beispielsweise am 9. Mai im Fernsehen in der Diskussion mit den anderen Kandidatinnen für das Europäische Parlament, in der nicht weit von ihm ein Kandidat steht, dessen Partei seit langem den Slogan „Austria first“ als ihre Schlachtparole einsetzt, und diese „Zuerst“-Slogans sind nicht ihre Erfindung, vor Jahrzehnten bereits hat einer mit einem „Zuerst“ das Blaue versprochen, und was dann kam, das totale Gegenteil vom „Zuerst“-Slogan …

Andreas Schieder mache nicht, wie eine der tageszeitungsähnelnden Umsonst in Österreich schreibt, „einen auf Trump“,

Trump hat diesen „Zuerst“-Slogan nicht erfunden, aber für diese Umsonst reicht es geschichtlich gerade noch bis zu Trump zurück, reichte es für die Umsonst geschichtlich weiter zurück, hätte sie schreiben müssen, Andreas Schieder mache einen auf Trump, der auf Ku-Klux-Klan mache; so weit reicht der trumpische „Zuerst“-Slogan zurück — mehr als einhundert Jahre …

Der sogenannte Wahlkampf zur EU-Wahl ist kein langer, so wird die Zeit zu kurz sein, um noch weitere Slogans aus dem trumpischen Dunst in guter Absicht zu hören und zu lesen zu bekommen, allen voran die „Make“-Slogans“

Andreas Schieder hätte statt aus einem Slogan aus dem trumpischen Dunst auch aus dem Slogan aus China „Alles unter dem Himmel“ einen seinen Slogan für den sogenannten Wahlkampf ziehen können, der aber wohl zu poetisch, der zwar poetisch, aber auf den ebenfalls das von Jan Philipp Reemtsma zutrifft, wenngleich es bei China wohl nicht darum geht, es zu bekämpfen, es ebenfalls so zu bekämpfen, wie die „Zuerst“-Parolen-Schreienden aus dem Dunst …

Es ist darüber hinaus auch ein falscher Slogan. Weil es ein Slogan ist, mit dem unterstellt wird, es wäre, obwohl es immer nur um „Europa first“ gegangen ist und geht, bisher nicht um „Europe first“ gegangen, als wäre Europa und damit auch Österreich bisher vollkommen selbstvergessen, vollkommen selbstlos gewesen, und hätte bisher Europa und damit auch Österreich aus reinster Selbstlosigkeit und aus reinster Selbstvergessenheit u. v. a. m. nur in China produzieren lassen, um auch über die Menschen in China u. a. derart hohe Löhne wie in Europa und somit auch in Österreich auszuschütten, als würden die Menschen in Europa und somit auch in Österreich nur deshalb in China massenhaft einkaufen, weil es ihnen ihre Herzensangelegenheit schlechthin ist, den Menschen u. a. in China einen ebenso so hohen Lebensstandard wie in Europa und somit auch in Österreich zu bescheren, aus diesen selbstlosen Antrieben heraus wurde gegen jedwede ökonomische Lehre alles, was nur möglich, u. a. nach China ausgelagert, und auch beispielsweise Gas importiert nach Österreich und somit auch nach Europa, aus einem Land, das in autokratischer Hinsicht China ebenbürtig …

Darüber hinaus ist es ein Slogan mit einer nicht passenden Gegenüberstellung. Zu „Made in China“ wäre, wenn schon ein derartiger Slogan, das passende Gegenüber ein „Made in Europe“ … Zum Nachdenken verbleibt immer weniger Zeit, es wird eben genommen, was irgendwo einmal gehört wurde, gleich von wem, und, das hat sich offensichtlich eingeprägt, mit „first“ werden Wahlen gewonnen, gleich wer diese Wahlen gewinnt. Wie rührend zu meinen, auch mit „first“ —

„Made in Europe“ wäre zuerst auch nur ein Slogan, aber konkret, handfest, einer, auf den aufgebaut werden kann, hingegen mit „first“ ist nicht aufzubauen, „first“ stellt nichts her, „first“ erzeugt nichts, „first“ beschreibt nichts, vor allem nicht die tatsächlichen wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten und Bedingungen, „first“ ist leer, „first“ ist Dunst, „first“ ist ein Versprechen, das nicht eingehalten werden muß und vor allem — die Versicherung der Versprechenden — nicht eingehalten werden kann, wie jene, die bisher mit „first“ Wahlen gewonnen haben, schon hinlänglich bewiesen haben.

Reinhold Lopatka fällt ein: „Hofer ist der bessere Kandidat“

Menschgemäß ist Hofer kein besserer Kandidat, auch nicht im Vergleich mit Reinhold Lopatka, aber es stehen Wahlen zum Europäischen Parlament bevor, und Reinhold Lopatka ist ein Kandidat, zu dem sonst nichts einfällt, außer, daß er befand, Hofer, der dann die Wahl verlor, sei …

Und dann fielen noch Dinge ein, die privater Natur, die persönliche Angelegenheiten, die, ist gerade oftmals zu hören, nichts mit Politik, nichts mit Wahlen, nichts mit Kandidaturen

„Neustädter Geist“

In der Theresianischen Militärakademie hat also der Bundesgeneralsekretär (abgekürzt: General) der patriotischen Parlamentspartei den Faß-ohne-Boden-Macher kennengelernt …

Auf einem recht besonderen Boden, in Wiener Neustadt also, wo der „Neustädter Geist“

Die Vereinigung der Absolventen der Theresianischen Militärakademie zu Wiener Neustadt hat sich der Wahrung der Neustädter Tradition, auch als Neustädter Geist oft heraufbeschworen, verschrieben. Dies war die unmittelbare Motivation zur Gründung am 23. November 1919: Zuvor war die Offiziersausbildung von Wiener Neustadt nach Enns verlegt worden. Nach fünfzehnjährigen intensivsten Bemühungen der Ehemaligen, allen voran der Generale Towarek und Novak von Arienti, wurde die Burg, die zwischenzeitlich als Bundeserziehungsanstalt fungiert hatte, wieder die Heimat der österreichischen Offiziersausbildung. (1958 wiederholte sich die Geschichte.) So ist es das Verdienst von Alt-Neustadt, dass die traditionsreiche Babenbergerburg mit ihrem genius loci die Ausbildungsstätte des österreichischen Offiziers geblieben ist.

„sich der Wahrung der Neustädter Tradition verschrieb“, wie die „Absolventenvereinigung der Theresianischen Militärakademie Alt-Neustadt“, deren Vorstandspräsidentengeneral in der Zeit des großen Krieges österreichweite Berühmtheit erlangte, schreibt, an dem

Locus also lernte der General den Faß-ohne-Boden-Macher kennen, an dem Löcher gegraben, nicht zu eng, um in diesen viel zu verstecken.

Die Isonzoschlachten waren zwölf größere Kampfhandlungen im Ersten Weltkrieg zwischen Italien und Österreich-Ungarn. Benannt wurden sie nach dem Fluss Isonzo, um dessen Tal sich die Fronten zogen. Das Gebiet liegt größtenteils im heutigen Slowenien. Die Schlachten am Isonzo unterschieden sich kaum, abgesehen von der zwölften und letzten. Tagelange Artillerievorbereitung auf engstem Raum, Angriffe der Infanterie, teilweise erbitterte Kämpfe bis auf Nahkampfentfernung, Gegenangriffe. Größere Geländegewinne gelangen in den ersten elf Schlachten keiner Seite. Nach den schweren Verlusten bei der Elften Isonzoschlacht sah sich das k.u.k. Oberkommando vor die Frage gestellt, den nächsten Angriff abzuwarten und bei nicht mehr ausreichenden Abwehrkräften die militärische Niederlage zu riskieren oder selbst einen Gegenangriff zu wagen. Nachdem die deutsche Oberste Heeresleitung starke Truppenhilfe zugesagt hatte, wurde der 24. Oktober 1917 als Angriffstag festgelegt. In dieser Zwölften Isonzoschlacht gelang es der von der 14. deutschen Armee unterstützten Armee der k.u.k.-Monarchie, zwischen Flitsch und Tolmein in dreitägigem Ringen den Durchbruch an der Isonzofront zu erzwingen. Dieser Sieg hatte auch den Zusammenbruch der noch intakten italienischen Fronten im Fleimstal und in den Dolomiten sowie in den Julischen- und Karnischen Alpen zur Folge. Der Jahrgang hat den Namen „Isonzo” auf Grund des Zusammentreffens des 50. Gedenktages der 12. Isonzo-Schlacht des Jahres 1917 mit seiner Ausmusterung im Jahre 1967 gewählt.

Mit so vielen Wörtern erinnert die Theresianische Militärakademie an die „12. Isonzo-Schlacht“, ist noch 57 Jahre später auf der Website der MilAk zu lesen. Was in dieser Schlacht auch zum Einsatz kam,

Kriegsverbrechen der Habsburgerarmee
Bei der zwölften Isonzo-Schlacht setzten die deutsch-österreichischen Truppen Giftgas ein. Am 29. Juni 1916 waren am Monte San Michele an der Isonzofront etwa 5000–8000 Tote durch diesen Gasangriff zu beklagen. Die Firma BASF machte als Chlorgasproduzent hervorragende Gewinne auf Kosten tausender Soldaten, die dadurch qualvollend ermordet wurden. Die Verwendung von „Gift oder vergifteten Waffen“ war laut Artikel 23(a) der HLKO (Haager Landkriegsordnung) eindeutig verboten.

das ist versteckt, in einem der zugeschütteten Löcher in diesem Locus. So kann es nicht gelesen werden an diesem Locus Österreich, nicht gelesen werden abends, nicht gelesen werden mittags und morgens, nicht gelesen werden nachts, nicht und nicht zu lesen. Was wohl in der Frühe in der Babenbergerburg getrunken wird — Milch? Ob wer aus der treulustigen Soldateska schon auf den Einfall kam, der MilAk einen Kosenamen zu geben — Mili?

Ein Mann wohnt im Haus im Akademiepark, kurz nur, von November 1938 bis August 1939,

der Krieg war nicht versteckt im Wort von der Theresianischen Militärakademie, offen ausgesprochen: „Kriegsschule“ …

Kein Jahrgang der Mili trägt den Namen dieses Mannes, und doch, wie viel wohl hat gefehlt, daß der Jahrgang „Isonzo“ nicht seinen Namen bekam, war er doch immer dabei, schon am Isonzo, er, der keine drei Jahrzehnte später auch sein ganzes kriegerisches und also Untergangskönnen einsetzte, daß Gas reichlich strömte

Was wäre ein Geist und besonders ein Neustädter Geist ohne Reliquie? Nichts. So liegt geistanbetend in der Gebetsnische an diesem Locus eine Reliquie, da liegt sie nicht eng …

In diesem Locus also hat der General den Faßohnebodenmacher